Auf Sylt
Dort in ihrem Silbertraum
lag matt und still die See,
als hätt´ ein Hauch von Flügelflaum
wie frischer Flockenschnee
die lichtblauen Wasser berührt.
In Glas verwandelt schienen die Wogen,
auf denen Schiffe wie schwebend zogen,
wie an Strahlenfäden geführt.
Als wäre der Herr über das Wasser gegangen,
und es zitterte von seinem Schritt,
als wäre der Himmel träumend aufgegangen,
und Gott träumte mit.
Allein am Meer
Wenn das steingraue glanzlose Meer
mich so müde macht
mit ewig gleichen Wellenbändern,
die sich aufbäumend überschlagen
seit ewig gleichen, langen Tagen,
mit verfärbter Gischt
verenden in den trüben Rändern,
überdrüssig ihrer Wiederkehr.
Dann glaube ich denen, die sagen,
es sei berechenbar,
was wir für Gottesfügung halten,
und seine geheimen Spuren im Zufall
zu suchen – Seifenblasen im Sternenall.
Ihre Zahlenreihen,
die uns und einen Gott verwalten,
verlachen meine Fragen.
Wellentanz
Grauschwarze Wellenberge bäumen
sich auf zu bedrohlichen Wänden,
um an ihren fliegenden Enden
im lichtesten Opal zu träumen.
Sich brechend im Onyx versinken,
tosend niederfallen in den Schlund
der Meeresgötter im Tiefengrund,
um Magie und Kraft zu trinken.
Sprudelnd vor Glück in der weißen Gischt,
im verfließenden Überschäumen
streichen Wellen aus Kräuselsäumen,
mit den Gespielen zärtlich gemischt,
über die glatte gespannte Haut
des Sandes und türmen und schieben,
von jagenden Winden getrieben,
Zittergewölle aus Gischt gebaut.
Silberne Pfeile im Sonnenglanz
schießen aus Blau und Wolkenballen,
wecken den Ton, der lacht in allen
brausenden Gründen im Wellentanz.
Gebet
Alle Gebete sind gesprochen.
Die Hoffnungen haben getrogen.
Groß ist die Müdigkeit.
Jetzt erst ist der Himmel blau.
Die Meereswogen rauschen.
Und die Möwe segelt im Wind.
Jetzt erst kehren die Wunder zurück.
- siehe auch: Syltmagazin
Sonnenuntergang am Meer
In den Abendstunden
ruft über der träumenden See
die Sonne ihre Kinder,
um auf dem Feuerteppich
aus Millionen von Lichtern,
sattgolden, ihren Abgang
majestätisch zu feiern.
Sie entzieht sich wie Cinderella
im Feuerkleid dem Fest,
gleitet zwischen Flügeln
aus Wasser und Luft hindurch,
die gleißende Schleppe hinter sich
herziehend wie eine Braut,
vermählt mit dem Schatten der Nacht.
Und auf den Wassern leuchtet
ihr Lächeln aus roten Spiegeln.
Durchscheinendes Edelsteinblau
verfließt in sanftem Rosè.
Und auf den Himmelswiesen
öffnet ein Gott sein Auge
im Silber des Halbmondbogens,
erdgeborenschön.